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4. Referentenworkshop: Bürgerenergie ist machbar, Herr Nachbar!

Auch der vierte Referentenworkshop hatte das ebenso fachkundige und konzentrierte Publikum wie seine Vorgänger.

Aufmerksam wie stets: Das Publikum beim 4. Referentenworkshop in der PAUSA.

Aufmerksam wie stets: Das Publikum beim 4. Referentenworkshop in der PAUSA.

Martin Wörnle moderierte den Abend und begrüßte mit launigen Worten Anwesende wie Referenten, bevor er das Mikrofon an Sabine Mall-Eder übergab.

Moderator Martin Wörnle begrüßt Publikum und Referenten.

Moderator Martin Wörnle begrüßt Publikum und Referenten.

Die Projektleiterin hatte eine Menge zu berichten, waren doch seit der letzten Veranstaltung etliche Monate ins Land gegangen. Ende November hatten ein Busvoll Mössinger die Gelegenheit genutzt, auf einer Exkursion die bioenergetisch versorgten Gemeinden Wurmlingen, Mauenheim und Büsingen zu besichtigen. Im März wurde der zweite Test zur Holzschnittabfuhr erfolgreich durchgeführt. Wenig später konnten örtliche Landwirte, Vertreter des Landratsamts und des Vereins VIELFALT e.V. den Erfinder der Biogas-Blühmischung BG 70 kennenlernen und Näheres über das Wuchsverhalten dieser Mischung und den Zustand der Versuchsflächen erfahren.

Sabine Mall-Eder, Projektleiterin "Energiebündel & Flowerpower"

Sabine Mall-Eder, Projektleiterin „Energiebündel & Flowerpower“

Zentral aber war die Vorstellung der Maßnahmenkarte, die das Projekt erarbeitet hat (die Detailkarten finden sich am Ende des Beitrags). Darin werden verschiedene Aspekte der möglichen Biomassenutzung der Landschaft um Mössingen und Nehren vorgestellt. Von der bereits erprobten Abfuhr des Holzschnitts über weiteres mobilisierbares Landschaftspflegeholz, die Anlage von Kurzumtriebsplantagen, aber auch der kontrollierte Anbau von Energiemais samt Blühflächen bis hin zur Abfuhr von Grünschnitt aus den Streuobstwiesen reicht hier die Palette der denkbaren Maßnahmen.

Dabei wurde nochmals deutlich, wie viel Potenzial hier zur Verfügung steht. Und die Befragung der Teilnehmer bei der letzten Schnittgutabfuhr ergab aucn folgerichtig, dass viele Beteiligte sich nicht nur wünschten, dass künftig dieses Material vor Ort verwertet würde, sondern auch Interesse zeigten, sich daran – etwa in Form einer Energiegenossenschaft – zu beteiligen.

Moderator Wörnle schlug hieraus den naheliegenden Bogen zu den beiden eingeladenen Referenten, die den Gründungprozess zu einer solchen Bürgerenergiegenossenschaft bereits erfolgreich hinter sich gebracht haben. Nach der Pause erzählte zunächst Klaus Gall, wie es zur Gründung der WeilerWärme eG in Pfalzgrafenweiler kam, deren Vorstand er heute ist.

Klaus Gall, Vorstand WeilerWärme eG

Klaus Gall, Vorstand WeilerWärme eG

Entstanden aus einer kleinen kirchlichen Umweltgruppe, gründete sich WeilerWärme 2008 mit 12 Mitgliedern als Energiegenossenschaft, und begann in Pfalzgrafenweiler ein Nahwärmenetz aufzubauen. Heute umfasst die Genossenschaft 625 Mitglieder und beheizt 452 angeschlossene Gebäude in einem Leitungsnetz von 24 km Länge. Klaus Gall beschrieb anschaulich, wie aus einer kleinen Idee eine große Sache werden kann, die neue Arbeitsplätze schafft, die Wertschöpfung in der Region belässt, 1,8 Millionen Liter Heizöl spart und dadurch 5.000 Tonnen CO2 vermeidet.
Und damit nicht genug. Kommunale Gebäude wurden angeschlossen, weitere Anlagen gebaut, das Freibad in das Konzept integriert, zusätzlicher Photovoltaikstrom erzeugt und nun auch noch ein Elektro-Carsharing-Modell begonnen. Soviel positive Energie wurde vom Publikum mit reichlich Beifall bedacht.

Dagmar Eisenbach von der Bioenergie Bittelbronn nahm diesen Faden auf und rekapitulierte auch den Entstehungsprozess ihrer Genossenschaft. Wenngleich dabei manches mal der Zufall in Form einer aufgerissenen Straße oder drohende Termine ihre Finger im Spiel hatten, war für Eisenbach doch klar, dass es die Menschen sind, die solche Projekte formen.

Dagmar Eisenbach, Aufsichtsrätin Bioenergie Bittelbronn eG

Dagmar Eisenbach, Aufsichtsrätin Bioenergie Bittelbronn eG

Die Genossenschafts-Aufsichtsrätin betonte dabei aber auch, dass es nicht nur treibender, visionärer Kräfte bedarf, sondern ebenso Techniker oder Finanzexperten vonnöten sind – und auch die vielzitierten Bedenkenträger, die manchmal die entscheidenden Fragen stellten.
Ganz praktisch begann Eisenbach dann auch gleich noch, das versammelte Publikum in diesem Sinne zu befragen: Wer hält Bürgerenergie für sinnvoll? Wer kann sich vorstellen, bei einer Genossenschaft beteiligt zu sein oder gar praktisch mitzuwirken? Welche Fähigkeiten sind im Raum versammelt? Gleichzeitig wurden positive und negative Aspekte gesammelt und umgehend zu Papier gebracht.

Fast nur positive Aspekte auf der Pinnwand.

Fast nur positive Aspekte auf der Pinnwand.

Dabei überraschte es keinen im Saal, dass das Positive bei weitem das Negative überwog. Und auch die Diskussionen im Anschluss an die Veranstaltung ließen eine generelle Aufbruchstimmung erkennen. Eine Bürgerenergie-Genossenschaft in Mössingen liegt mittlerweile mehr als nahe.

Dokumentation:
Vortrag Klaus Gall (PDF, 2.314 KB)
Vortrag Dagmar Eisenbach (PDF, 3.639 KB)
Präsentation Sabine Mall-Eder (PDF, 6.903 KB)

Maßnahmenkarten Gesamtkonzeption
(werden an dieser Stelle noch ausführlich erläutert)
Gesamtkonzeption (JPG, 574 KB)
Schnittgutabfuhr Holziges Material (JPG, 438 KB)
Sonstiges holziges Material (Waldenergieholz, Kurzumtriebsplantagen) (JPG, 450 KB)
Sonstiges holziges Material (Sukzessionsflächen- und Heckenmanagement) (JPG, 486 KB)
Krautiges Material und Energiemais (JPG, 429 KB)

Einladung zum 3. Referentenworkshop

Nach den sehr vielfältigen Erfahrungen in Sachen alternativer Streuobstmaterialverwertung von Ulfried Miller und den schon sehr konkreten Rechenmodellen für eine Umsetzung von Verwertungssträngen vor Ort von Dieter Neth bei unserem letzten Referentenworkshop am 7.10.2014 wollen wir nun schon in die nächste Runde gehen: Wir laden Sie herzlich ein zu unserem dritten

öffentlichen Referentenworkshop
am Dienstag, 4. November 2014, 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Pausa-Tonnenhalle

mit folgenden Vortragenden:

  • Ralf Worm (Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes Ostalbkreis) berichtet über das Pilotprojekt „Heckenpflege zur Hackschnitzelbefeuerung“ kurz PePe Heckhack und über Möglichkeiten der Wertholzerzeugung auf Grünland als alternative Wertschöpfungskette
  • Sabine Mall-Eder (Netzwerk Streuobst Mössingen) stellt die geplante Exkursion in die Bioenergieregion westlicher Bodensee vor und informiert über die Planungen für 2015
  • Dr. Daniel Weiß (Geschäftsführer der HBG mbH, ein Unternehmen der „Stromrebellen“ der Elektrizitätswerke Schönau (EWS)) referiert über die Erfahrungen der Schönauer Stromrebellen über ihren Einstieg in die Biomassenutzung und verschiedene damit verbundene Projekte wie die Biomassenutzung aus Sukzessionsflächen und weitere Inwertsetzungsmöglichkeiten aus dem Schwarzwald.

Wir freuen uns über Ihre Fragen und Anregungen und eine erneut rege Diskussion.

Vorankündigung
Am Samstag, 29.11.2014 organisieren wir eine Exkursion in die Bioenergieregion Bodensee mit einem ersten Zwischenstopp in Wurmlingen bei Tuttlingen sowie einer Besichtigung der Energiedörfer Mauenheim und Büsingen. Anmeldungen oder Nachfragen bitte per Mail.

Jetzt vormerken: 2. Referentenworkshop

Wir waren über den Sommer fleißig und haben für diesen Herbst einiges vorbereitet. Zwei Referentenworkshops (am 7.10. und 4.11.) mit spannenden Themen sowie eine Exkursion (am 29.11.) stehen auf dem Plan. Beginnen werden wir mit dem


2. Referentenworkshop am Dienstag, 7.10.2014 um 19 Uhr.


Im Vortragsraum der PAUSA-Tonnenhalle begrüßen wir zunächst Ulfried Miller vom BUND Ravensburg, der sich schon seit Jahren mit der energetischen Verwertung von Landschaftspflegematerial in Biogasanlagen beschäftigt, ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Danach berichtet Sabine Mall-Eder über die letzten Entwicklungen bei „Energiebündel & Flowerpower“ und was im Herbst sowie für nächstes Jahr geplant ist.

Dieter Neth, selbständiger Unternehmensberater und Energieconsultant, bringt viele Schaubilder und Tabellen mit, anhand derer er – ganz und gar nicht trocken – verschiedene Modellrechnungen vorstellt: Wie und wo kann – ganz konkret in Mössingen – Biomasse aus Streuobstwiesen, Waldenergieholz und Häckselmaterial energetisch genutzt werden? Könnte daraus sogar eine Bürgerenergiegenossenschaft entstehen?


Wir freuen uns wieder auf Sie – Interessierte und Engagierte, Streuobstfreunde und Energiewendewillige, Naturschützer und -nützer – und auf eine rege Diskussion.

Referentenworkshop 1: Rauchende Köpfe

Was wohl ein „Referentenworkshop“ sei, hatte sich vorab mancher aus dem Publikum gefragt. Dieses hatte sich am 12. November 2013 wieder zahlreich im Vortragsraum der Pausa-Tonnenhalle eingefunden – dieses Mal an mit Papier und Stiften drapierten Tischen. Ist das vielleicht ein Laden, in dem Referenten arbeiten und die anderen zuschauen? „Keineswegs“, klärte Projektleiterin Sabine Mall-Eder gleich zu Anfang auf, „die Idee ist vielmehr, das hier versammelte geballte Fachwissen auch abzurufen.“ Dazu sollte im Anschluss an die Vorträge tischweise diskutiert, ergänzt und kritisiert, vor allem aber die vorgestellten Ideen auf ihre Anwendbarkeit in Mössingen überprüft werden.

Publikum in Vortragsraum

Diesmal betischt: Der Vortragsraum der Tonnenhalle

Nach einer kurzen Vorstellung des Projektstands durch die Projektleiterin übernahm Erick Perez-Borroto das Mikrofon. In seiner Masterarbeit an der FH Rottenburg unterzieht er die bereits vorliegende Potentialanalyse einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Die dabei vorgestellten Szenarien zeigten, dass das derzeit vorhandene Potential durchaus relevant werden könnte. Je nachdem, wieviel Material zusätzlich aus den Streuobstwiesen mobilisiert würde – Perez-Borroto nahm Werte von 10 resp. 20 Prozent an – könnten Größenordnungen erreicht werden, die denen eines ortsüblichen Blockheizkraftwerks entsprächen.

Dr. Hans Oechsner

Dr. Hans Oechsner

Dr. Hans Oechsner von der Universität Hohenheim nahm diesen Faden anschließend auf und referierte über Bioenergie aus der Landschaftspflege. Ausgangspunkt war zunächst die Frage, welche Grasarten bei welchen Mahdzyklen welchen Wert besitzen: Welches Substrat beinhaltet welche Energie, welche Eigenschaften hat die jeweilige Biomasse bei der Verbrennung, wieviel Asche welcher Art entsteht dabei, bei welchen Temperaturen entsteht Schlacke? Als praktische Anwendungsbeispiele stellte Dr. Oechsner unter anderem die Versuchsanlage im Lindenhof bei Eningen sowie die Heuverbrennungsanlage auf dem Golfplatz in Sonnenbühl vor. In einem kleinem Exkurs ging Dr. Oechsner dann noch auf das Potential der Biomasse aus Pferdemist ein. Während es in seinem Vortrag ansonsten ausschließlich um halmgutartige Biomasse ging, beschäftigte sich der nächste mit holzartiger Biomasse.

Prof. Dr. Christian Küpfer

Prof. Dr. Christian Küpfer

Prof. Dr. Christian Küpfer von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, der auch das Büro StadtLandFluss betreibt, ging in seinem Referat auf zwei Themen ein, die direkt miteinander zusammenhingen: Die Altkronenpflege auf ungepflegten Streuobstwiesen und die daraus resultierende Notwendigkeit, das dabei entstandene Schnittgut zu verwerten. Er fasste die bei diesen Projekten über drei Jahren gewonnenen Erfahrungen zusammen und resümmierte, dass hierbei mittelbar wie unmittelbar etwa 10 Prozent der Bäume im Life+-Gebiets des Albvorlands betroffen waren – eine beeindruckende Größe.

Nach den Referaten und dazu gestellten Verständnisfragen gab Moderator Gottfried Hage den Ball an die Tische weiter: Welche zusätzlichen Ideen ließen sich entwickeln und wie könnten die gewonnenen Erkenntnisse in Mössingen und Nehren umgesetzt werden? Und dann rauchten die Köpfe.

Arbeitsgruppen

Workshopper bei der Arbeit

Nachdem die Arbeitsgruppen im Anschluss kurz ihre Ergebnisse referiert hatten, schloss der Abend mit dem Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen: Im Februar 2014 der erste „Runde Tisch“, danach, voraussichtlich im März der zweite Referentenworkshop.

Übrigens:
Alle Beiträge finden sich in digitaler Form auf der Seite Materialien.