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Energiewendetage BW 2021

Wer dieses Projekt schon länger verfolgt, erinnert sich vielleicht noch an die visionäre Vorstellung von Dieter Neth beim 2. Referentenworkshop im Oktober 2014 und seinen Vortrag. Sieben Jahre später wird aus der Vision Realität und wer’s nicht glaubt, kann nachschauen. Das Projekt Kastanienhof Bodelshausen ist eines von acht Projekten, die bei den Energiewendetagen Baden-Württemberg 2021 vorgestellt werden. Und wo? Im Kastanienhof Bodelshausen!

Energiewendetage BW 2021
und
Tag der offenen Tür Kastanienhof mit Erzeugermarkt
Bodelshausen am 18. und 19. September 2021

Die Wärmewende in der Region Neckar-Alb
► Ort: Kastanienhof, 72411 Bodelshausen, Ofterdinger Straße 14
► Datum: Samstag 18. und Sonntag 19. September 2021
► Uhrzeit: Eröffnung der Energiewendetage 18.09. um 13.00 Uhr

Eröffnung der Energiewendetage 2021 im Kastanienhof um 13.00 Uhr

  • Eugen Höschele, Verbandsvorsitzender des Regionalverbandes Neckar-Alb
  • Begrüßung: Die Ergebnisse des Projekts ENTRAIN in Zusammenarbeit mit den Klimaschutzagenturen der Landkreise Tübingen, Reutlingen und Zollernalb
  • Wolfgang Welte, Geschäftsführer KBF gGmbH und Gastgeber:
    Grußwort – Der Kastanienhof und seine zukunftsorientierte Energie- und Wärmeversorgung
  • Joachim Walter, Landrat des Landkreises Tübingen:
    Die Wärmewende und ihre Bedeutung für den Landkreis Tübingen und die Region Neckar-Alb und die Aufgaben und Ziele der Klimaschutzagenturen
  • Prof. Dr. Bastian Kaiser, Rektor der Hochschule Rottenburg
    Die Bedeutung der Wärmewende für unsere Umwelt
    „Es ist nicht fünf vor Zwölf, die Glocke hat schon geschlagen, nun müssen es auch alle hören!“

Präsentationen, Ausstellungen und Vorträge
• Präsentation der acht Pilotprojekte, der Klimaagenturen der Region und der Projektpartner von ENTAIN
• Die Kurzfilme zur Wärmewende in den drei Landkreisen
• Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung auf Basis regenerativer Energien
• Die Produktion von Pflanzenkohle und laufende Vorträge über die vielfältigen Möglichkeiten der Pflanzenkohleverwendung und der Einbindung der Abwärme in Nahwärmenetze.

Rahmenprogramm
– Tag der offenen Tür des Kastanienhofs und Erzeugermarkt,
– für das leibliche Wohl der Besucher wird folglich in vielfältiger Weise gesorgt.
– energiereiches Kinderprogramm

Das Projekt ENTRAIN
Der Regionalverband Neckar-Alb, der Holzenergiefachverband (HEF) und Solites (Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme) sind Partner im EU-Projekt ENTRAIN, das darauf abzielt, in sechs EU-Regionen für einen breiteren Einsatz von Nahwärmenetzen mit hohen Anteilen an erneuerbaren Wärmeenergiequellen zu sorgen.
Nahwärmenetze gelten als Hauptoption für eine effiziente erneuerbare Wärmeversorgung sowohl für städtische als auch für ländliche Gebiete und damit als Infrastruktur, die den Übergang zu höheren Anteilen an erneuerbarer Energie bringen.
Baden-Württemberg gilt als Vorreiterregion innerhalb Europas in Bezug auf die Wärmeversorgung mit Biomasse. Ein weiterer Ausbau dieser Netzwerke ist Teil der jüngsten nationalen und regionalen Klima- und Energiestrategien, die einen Schwerpunkt auf die erweiterte Nutzung von Biomasse und eine verbesserte Integration von Solarthermie und Abwärme zur Verbesserung der Luftqualität und Förderung einer effizienteren Nutzung von Biomasse haben.

Ausführliche Einladung mit Anfahrtsbeschreibung als PDF

Kann Mössingen Flowerpower?

Dass Mössingen Flowerpower hat, wies das Projekt „Energiebündel & Flowerpower“, dessen Finanzierung Ende des Jahres ausläuft, in seiner zweieinhalbjährigen Laufzeit eindrucksvoll nach. Ob diese Kraft in Mössingen auch genutzt werden kann, darum ging es in der Podiumsdiskussion als Höhepunkt der Abschluss- und Aufbruchveranstaltung am gestrigen Dienstagabend in der Pausa-Tonnenhalle.

Hoffnungslos überfüllt: Vortragsraum der Pausa-Tonnenhalle

Mit über 100 Zuhörern hoffnungslos überfüllt: Vortragsraum der Pausa-Tonnenhalle

Den Anfang im überfüllten Vortragsraum machte der Hauptfinanzier des Energieprojekts. Manfred Fehrenbach, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg überbrachte die Grüße des Ministers und erinnerte daran, dass noch zwei weitere Mössinger Projekte aus seinem Haus finanzielle Unterstützung erfahren.

Manfred Fehrenbach, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg

Manfred Fehrenbach, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg

Sabine Mall-Eder, Projektleiterin von „Energiebündel & Flowerpower“, ließ die zweieinhalb Jahre Revue passieren und fasste in ihrer Präsentation noch einmal die wesentlichen Erkenntnisse zusammen, die von den theoretischen Potentialanalyen über praktische Feldversuche mit Schnittgutabfuhren bis hin zu detaillierten Maßnahmenkarten reichten. (Eine sehr ausführliche Version davon ist im Abschlussbericht des Projekts nachzulesen, der derzeit in Arbeit ist und hier kostenfrei bestellt werden kann.)

Sabine Mall-Eder, Projektleiterin "Energiebündel & Flowerpower"

Sabine Mall-Eder, Projektleiterin „Energiebündel & Flowerpower“

Im Anschluss gab Prof. Dr. Michael Weiß eine kleine Einführung in die „Karbonisierung von Biomasse“, kurz Biokohle. Dieses Thema begleitete das Projekt von Anfang an, reifte aber erst in den letzten Monaten zu einer real in Mössingen verwirklichbaren Idee heran. Das von Weiß und seinen Partnern Dr. Bernd Görlach und Martin Wowra erdachte Projekt „Vital Carbon“ möchte aus der von Mössinger Streuobstwiesen gewonnenen Biomasse Biokohle herstellen, veredeln und vertreiben.

Prof. Dr. Michael Weiß, Vital Carbon / Steinbeis-Innovationszentrum Organismische Mykologie und Mikrobiologie, Tübingen

Prof. Dr. Michael Weiß, Vital Carbon / Steinbeis-Innovationszentrum Organismische Mykologie und Mikrobiologie, Tübingen

Mit vielen Fragen ging es anschließend in die Pause, zu der die Besucherinnen und Besucher kurzerhand ihre Sitzgelegenheiten mit nach draußen transportierten, denn der zweite Teil der Veranstaltung sollte im Foyer der Tonnenhalle stattfinden, wo vor der Fenstern des Regionalverbands ein kleines, feines Podium aufgebaut stand.

Vorher aber nahm Michael Weiß alle Biokohle-Interessierten mit nach draußen auf den Löwensteinplatz, wo er das Carbonisierungsprinzip an einem kleinen mitgebrachten Ofen live demonstrierte.

Michael Weiß setzt auf dem Löwensteinplatz den Biokohleofen in Gang, ...

Michael Weiß setzt auf dem Löwensteinplatz den Biokohleofen in Gang, …

... aufmerksam beobachtet vom vielköpfigen Publikum.

… aufmerksam beobachtet vom vielköpfigen Publikum.

Währenddessen konnten die drinnen gebliebenen Besucher einen Teil der Gerätschaften bestaunen, die mithilfe von Projektmitteln, PLENUM-Fördergeldern und Spenden angeschafft worden waren, und die voraussichtlich ab Herbst 2016 in einem neu aufgebauten Geräteverleih künftig zur Pflege der Streuobstwiesen ausgeliehen werden können.

Balkenmäher, Hochentaster und Freischneider stilsicher auf Pausa-Blumenstoff. Der soeben gelieferte Hänger musste breitehalber vor der Tür bleiben.

Balkenmäher, Hochentaster und Freischneider stilsicher auf Pausa-Blumenstoff. Der soeben gelieferte Hänger musste breitehalber vor der Tür bleiben.

Aus der Pause zurückgekehrt und von Mössinger Apfelschorle gestärkt, erwartete die Zuhörer ein spannender Abschluss. Moderator Prof. Dr. Bastian Kaiser dirigierte leichthändig Podium und Publikum entlang der eingangs gestellten Frage „Kann Mössingen Flowerpower?“ in die von ihm gewünschten Richtungen.

Moderator Prof. Dr. Bastian Kaiser, Podiumsgäste OB Michael Bulander, Wilfried Kannenberg, Klaus Gall, Dr. Bernd Görlach, Jens Mück, Sabine Mall-Eder (v.l.n.r.)

Moderator Prof. Dr. Bastian Kaiser, Podiumsgäste OB Michael Bulander, Wilfried Kannenberg, Klaus Gall, Dr. Bernd Görlach, Jens Mück, Sabine Mall-Eder (v.l.n.r.)

Oberbürgermeister Michael Bulander verspricht sich vom Biokohle-Konzept neue Lösungsideen für die Häckselplatz-Problematik und stellte Viral Carbon Hilfe bei der Standortsuche in Aussicht. Bürgerenergie-Vorstand Wilfried Kannenberg wies angesichts des derzeitig niedrigen Ölpreises auf die Notwendigkeit langfristiger Planungen hin und zeigte sich interessiert am Hackschnitzel-Konzept Kastanienhof. WeilerWärme-Vorstand Klaus Gall machte mit seinem sieben Jahre „alten“ Bioenergiedorf Pfalzgrafenweiler Mut und kehrte die Frage nach herumfahrenden Biomasselastern um: Welche Transportwege nimmt eigentlich das Öl? „Vital-Carbon“-Gründer Bernd Görlach stellte Arbeitsplätze und Wertschöpfung für Mössingen in Aussicht. Und seine mitgebrachten Biokohle-Pellets verschwanden nach der Veranstaltung ruckzuck in den Taschen erwartungsvoller, bodenverbessernder Gartenbesitzer. Jens Mück vom Landesnaturschutzverband erinnerte daran, dass die artenvielfältige Natur in den Streuobstwiesen nur erhalten werden kann, wenn diese Kulturlandschaft auch gepflegt wird. Sabine Mall-Eder gab sich zuversichtlich, dass die mobilisierbare Biomasse im oberen Steinlachtal problemlos für mehrere Anlagenstandorte ausreichen dürfte.

Seltener Anblick in der Tonnenhalle: Hundertschaft mit Podium.

Seltener Anblick in der Tonnenhalle: Hundertschaft mit Podium.

Auch das Publikum steuerte wichtige Fragen und Anregungen bei. Wie lässt sich der Wiesenschnitt zu annehmbaren Preisen verwerten? Was ist der Unterschied zwischen Biokohle und Asche und warum ist das eine gut für den Boden, das andere verboten? Könnte die Biokohle dereinst als „Der schwarze Mössinger“ vermarktet werden?

Drei Stunden hochkonzentriert: Mössinger Flowerpower-Publikum.

Drei Stunden hochkonzentriert: Mössinger Flowerpower-Publikum.

Als sich nach drei Stunden die Versammlung langsam auflöste, die Diskutanten ihren roten Mössinger unter den Arm klemmten und Michael Weiß seinen Ofen abbaute, war noch lange nicht ausdiskutiert. Und das ist ja auch gut so. Denn während das Projekt sich dem Ende zuneigt, werden seine Ideen in vielen Mössinger Köpfen weiterarbeiten. Die dann irgendwann die Antwort liefern: „Natürlich kann Mössingen Flowerpower!“