Was wohl ein „Referentenworkshop“ sei, hatte sich vorab mancher aus dem Publikum gefragt. Dieses hatte sich am 12. November 2013 wieder zahlreich im Vortragsraum der Pausa-Tonnenhalle eingefunden – dieses Mal an mit Papier und Stiften drapierten Tischen. Ist das vielleicht ein Laden, in dem Referenten arbeiten und die anderen zuschauen? „Keineswegs“, klärte Projektleiterin Sabine Mall-Eder gleich zu Anfang auf, „die Idee ist vielmehr, das hier versammelte geballte Fachwissen auch abzurufen.“ Dazu sollte im Anschluss an die Vorträge tischweise diskutiert, ergänzt und kritisiert, vor allem aber die vorgestellten Ideen auf ihre Anwendbarkeit in Mössingen überprüft werden.
Nach einer kurzen Vorstellung des Projektstands durch die Projektleiterin übernahm Erick Perez-Borroto das Mikrofon. In seiner Masterarbeit an der FH Rottenburg unterzieht er die bereits vorliegende Potentialanalyse einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Die dabei vorgestellten Szenarien zeigten, dass das derzeit vorhandene Potential durchaus relevant werden könnte. Je nachdem, wieviel Material zusätzlich aus den Streuobstwiesen mobilisiert würde – Perez-Borroto nahm Werte von 10 resp. 20 Prozent an – könnten Größenordnungen erreicht werden, die denen eines ortsüblichen Blockheizkraftwerks entsprächen.
Dr. Hans Oechsner von der Universität Hohenheim nahm diesen Faden anschließend auf und referierte über Bioenergie aus der Landschaftspflege. Ausgangspunkt war zunächst die Frage, welche Grasarten bei welchen Mahdzyklen welchen Wert besitzen: Welches Substrat beinhaltet welche Energie, welche Eigenschaften hat die jeweilige Biomasse bei der Verbrennung, wieviel Asche welcher Art entsteht dabei, bei welchen Temperaturen entsteht Schlacke? Als praktische Anwendungsbeispiele stellte Dr. Oechsner unter anderem die Versuchsanlage im Lindenhof bei Eningen sowie die Heuverbrennungsanlage auf dem Golfplatz in Sonnenbühl vor. In einem kleinem Exkurs ging Dr. Oechsner dann noch auf das Potential der Biomasse aus Pferdemist ein. Während es in seinem Vortrag ansonsten ausschließlich um halmgutartige Biomasse ging, beschäftigte sich der nächste mit holzartiger Biomasse. Prof. Dr. Christian Küpfer von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, der auch das Büro StadtLandFluss betreibt, ging in seinem Referat auf zwei Themen ein, die direkt miteinander zusammenhingen: Die Altkronenpflege auf ungepflegten Streuobstwiesen und die daraus resultierende Notwendigkeit, das dabei entstandene Schnittgut zu verwerten. Er fasste die bei diesen Projekten über drei Jahren gewonnenen Erfahrungen zusammen und resümmierte, dass hierbei mittelbar wie unmittelbar etwa 10 Prozent der Bäume im Life+-Gebiets des Albvorlands betroffen waren – eine beeindruckende Größe.Nach den Referaten und dazu gestellten Verständnisfragen gab Moderator Gottfried Hage den Ball an die Tische weiter: Welche zusätzlichen Ideen ließen sich entwickeln und wie könnten die gewonnenen Erkenntnisse in Mössingen und Nehren umgesetzt werden? Und dann rauchten die Köpfe.
Nachdem die Arbeitsgruppen im Anschluss kurz ihre Ergebnisse referiert hatten, schloss der Abend mit dem Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen: Im Februar 2014 der erste „Runde Tisch“, danach, voraussichtlich im März der zweite Referentenworkshop.
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