Archiv für den Monat: Februar 2014

37,5 Obstbäume …

… bewirtschaftet jeder der hier Versammelten im Durchschnitt. Sieben davon wurden in den letzten fünf Jahren neu gepflanzt.

Runder Tisch 1

25.2.2014: Ein gut gefüllter Vortragsraum beim Runden Tisch für Streuobstwiesenbewirtschafter

Anlass des Treffens war der „Runde Tisch für Streuobstwiesenbewirtschafter“, der am Dienstagabend, 15. Februar 2014 an die 40 Interessierte in den Vortragsraum der Pausa-Tonnenhalle zog.

Auch andere Zahlen aus den Fragebögen, die zu Beginn der Versammlung beantwortet wurden, sind beeindruckend. Alle Teilnehmer zusammen bewirtschaften über 1,5 ha Obstwiesenfläche mit insgesamt weit über 1.100 Bäumen – Tendenz steigend: Vor 10 Jahren pflegte der durchschnittliche Teilnehmer 29 Bäume, in der Zukunft plant er, 45 zu bewirtschaften. Auch nach der räumliche Verteilung wurde gefragt und nahezu jede der 104 Wiesen bekam einen roten Punkt auf dem Luftbild von Mössingen und Nehren:

Luftbild mit Obstwiesen

Luftbild von Mössingen mit markierten Obstwiesen der Teilnehmer am Runden Tisch

Optimismus pur also im Vortragsraum der Pausa-Tonnenhalle am Dienstagabend? Das nicht unbedingt, dafür aber jede Menge Sach- und Fachverstand. Neben vielen Mitgliedern aus Obst- und Gartenbauvereinen und Naturschutzverbänden waren auch acht Landwirte zugegen, davon zwei im Haupt- und sechs im Nebenerwerb.

Um diese geballte Kompetenz auch zu nutzen, wurde diesmal nicht viel referiert, sondern nach einer kurzen Einführung von Projektleiterin Sabine Mall-Eder vor allem gearbeitet. Dabei ging es mithilfe von Leitfragen gleich ans Eingemachte: Wo drückt der Schuh? Was kann verbessert werden? Mit welchen Schwierigkeiten haben die Bewirtschafter zu kämpfen? Aber auch: Welche Stärken besitzen die Streuobstwiesen, welche Chancen bergen sie? All das wurde heiß diskutiert und festgehalten auf bunten Kärtchen.

Arbeitsgruppen

Runder Tisch am 25.2.: Vier Arbeitsgruppen an eckigen Tischen

Es war fast schon schwierig, die Diskussionen abzubrechen, aber man durfte in der Pause in der Pausa bei einem Mössinger Apfelschorle weiterdiskutieren, während die Ergebnisse gesammelt und zunächst locker an der Pinnwand aufbereitet wurden. (Alle Informationen werden noch zusammengefasst und auf der vorliegenden Website vorgestellt werden.)

SWOT-Analyse

Analyse der Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken der Streuobstwiesenbewirtschaftung

Nach der Pause ging es dann in einer zweiten Runde um die Frage, inwieweit die In-Wert-Setzung der Obstwiesen dabei helfen kann, die eingangs herausgestellten Schwierigkeiten zu kompensieren. Sabine Mall-Eder erläuterte zunächst die Idee am Beispiel der derzeit geplanten Holzabfuhr im Testgebiet Auchtert: Wird hier die Biomasse gebündelt abgeholt, dann kann die Abfuhrlogistik durch den Verkauf der Hackschnitzel unter Umständen kostenneutral organisiert werden und der einzelne spart sich die Fahrt zum Häckselplatz – und schont damit das Klima.

Diese und andere Ideen wurden im zweiten Teil des Abends vertieft und auch hier musste angesichts der fortgeschrittenen Zeit die Diskussion vorzeitig beendet werden, was Einzelne nicht daran hinderte, sich auch nach dem offiziellem Schluss noch weiter zu unterhalten.

Es blieb der Eindruck, dass das Projekt „Energiebündel und Flowerpower“ nicht nur die richtigen Fragen aufwirft, sondern – wie mit dem Holzabfuhrtermin in einem Testgebiet – auch hilfreiche Ansätze für Antworten gibt. Dass damit nur ein Anfang gemacht ist, wurde immer wieder betont.

Aber es wurde auch eine Aufbruchstimmung bemerkbar. Die Streuobstwiesenbewirtschafter sehen die Zeichen der Zeit – sanfter Tourismus, regionale Vermarktungsstrategien – durchaus als Ansporn, ihre Arbeit weiter zu betreiben. Hinterfragt wurde allerdings auch immer wieder der politische Wille zur Erhaltung der Kulturlandschaft, oder allgemeiner formuliert: Was ist es der Gesellschaft wert, blühende Obstwiesen, lokal erzeugtes Obst und eine historisch gewachsene Kultur- und Naturlandschaft zur erhalten?

Man dürfte sich an diesem Abend sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Am Brunnen vor dem Troge …

Wer in letzter Zeit durch den Auchtert spazierte, konnte feststellen, dass unser Aufruf zum Holzabfuhrtermin nicht ungehört blieb. Und das ist gut so. Dennoch wurde parallel auch an anderer Stelle Landschaftspflegematerial produziert, das der energetischen Verwertung zugeführt werden wird – dem NABU Mössingen sei Dank.

Das Biotop „Brunnentröge“ ist ein Feuchtbiotop, in dem nur noch im Februar Pflegemaßnahmen durchgeführt werden konnten, weil danach die Vögel anfangen zu brüten. So waren am Samstag, 8. Februar viele fleißige NABU-Hände in dem Belsener Gewann zu beobachten:

NABU-Pflegeaktion

NABU-Pflegeaktion: Da kommt ganz schön was zusammen.

Einachser im Einsatz

Einachser im Einsatz: Das Material wird an den Weg gefahren.

Im daneben gelegenen Sortenmuseum haben die Stadtgärtner die Obstbäume geschnitten. Auch dieses Material …

Obstbaumschnittgut

Obstbaumschnittgut im Sortenmuseum

… wurde vom NABU (vielen Dank!) zusammengeschoben …

Schnittgut und Traktor

… und mit der Seilwinde zum Weg befördert.

Seilwinde im Einsatz

Kurz: Jetzt kann der Häcksler kommen.

Obstholz für Obstbrand

Nicht nur in Mössingen und Nehren wird über die Inwertsetzung von Streuobstwiesen durch ihre die Biomasse nachgedacht. Der NABU Ofterdingen berichtet von einer Pflegeaktion, bei der eine alte Streuobstwiese gerettet und das Landschaftspflegematerial energetisch verwertet wurde. Nachahmenswert.

„Im letzten Jahr übernahmen wir eine Streuobstwiese, die schon längere Zeit nicht mehr gepflegt wurde. In den letzten Monaten führten wir dort mehrere Arbeitseinsätze durch. Es musste das Altgras mit einer Motorsense abgemäht und die Obstbäume von hohem Buschwerk befreit werden. Teilweise konnte man die Bäume zwischen den Sträuchern erst auf den zweiten Blick erkennen. Auch einem Wasserlauf, der ungebändigt über die Nachbarwiese floss, musste wieder in das für ihn vorgesehene Rohr geleitet werden. Den riesigen Berg des angefallenen Reisig wollten wir nicht einfach verbrennen. Außerdem sollte die Wiese nicht gedüngt werden, damit sich eine schöne Wildblumenwiese entwickeln kann. Deshalb entschieden wir uns für das Zerhäckseln und für die sinnvolle Verwertung der kostbaren Hackschnitzel.

Pflegeaktion NABU Ofterdingen

Der NABU Ofterdingen befreite eine alte Streuobstwiese und verwertete das anfallende Material energetisch.

Für unser Vorhaben bekamen wir vom Mössinger Bauhof einen großen Häcksler zur Verfügung gestellt. Martin Luz vom Heimgartenhof überließ uns einen Traktor mit großem Anhänger. Das Häckseln ging recht zügig von statten. Es gab eine größere Menge an Hackschnitzel als wir dachten. So mussten wir zweimal fahren. Martin Luz nahm die Hackschnitzel dankbar ab. Er beheizt seine Brennerei damit. Somit kommt also das Brenngut in doppeltem Sinne von den Streuobstwiesen. Es wäre schön, wenn wir auch in Ofterdingen, ähnlich dem Mössinger Vorbild des ‚Netzwerk Streuobst‘, eine sinnvolle Verwertung des Schnittgutes der Streuobstwiesen aufbauen könnten. Vielleicht hätte dann der eine oder andere Gütlesbesitzer wieder mehr Lust, seine Obstbäume regelmäßig zu schneiden.“

Runde Sache

Ein Aufruf in eigener Sache:

Liebe Gütlesbesitzer und Allmandpächter,
liebe Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter von Streuobstwiesen!

Bestimmt haben Sie über Presse, Funk oder Fernsehen von unserem Modellprojekt „Energiebündel und Flowerpower“ gehört. Oder Sie haben selbst an der Infoveranstaltung oder dem Referentenworkshop im letzten Herbst teilgenommen. Nachdem es dort – mit Unterstützung der Fachhochschule Rottenburg – um das theoretische Biomassepotential unserer Landschaft, insbesondere der Streuobstwiesen, ging, möchten wir uns nun mit Ihrer Hilfe an die praktische Arbeit vor Ort machen.

Bei unserem ersten Runden Tisch wird es daher konkret um die Streuobstwiesen gehen: um Wandel, Defizite und Schwierigkeiten bei der Bewirtschaftung, aber auch um Ideen zu ihrer Erleichterung. Eine davon ist die Inwertsetzung der Landschaft durch Nutzung ihrer Biomasse. Auch dazu ist Ihre Meinung gefragt. Um Ihre Probleme und Erfahrungen, Ideen und Wissen kennenzulernen, laden wir Sie herzlich ein zum

Runden Tisch für Streuobstwiesenbewirtschafter
am Dienstag, 25. Februar 2014, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Pausa-Tonnenhalle

In verschiedenen Themenrunden und kleinen Arbeitsgruppen möchten wir unterschiedliche Aspekte diskutieren und Lösungsansätze finden, die dann in der Großen Runde nochmals besprochen und zusammengefasst werden.

Wir freuen uns über Ihre Ideen und Anregungen und eine rege Diskussion. Gerne dürfen Sie diese Einladung an andere Streuobstwiesenbewirtschafter weitergeben.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Mall-Eder
Projektleiterin

PS: Eine Idee aus dem ersten Referentenworkshop wollen wir in einem Mössinger Testgebiet am 28.3.2014 umsetzen: Einen Baumschnitt-Abfuhrtermin im Gewann „Auchtert“. Auch zu diesem Projekt sind wir über Vorschläge und Ideen und natürlich jede andere Art der Unterstützung dankbar.